Neulich blieb mir das Herz fast stehn:
Ich hab‘ nen andren Hund gesehn!
Nicht auf Wohnbereich 6, nicht auf der 4,
nein, auf der 1, in meinem Revier!!!
Der Neue stand im Treppenhaus,
ich saß beim Sofa und schaute raus.
Zwar bin ich die Allerschönste von allen,
doch der hier könnt‘ mir auch gefallen.
Doch schöner als ich, das ist er nicht, gell?
Obwohl, so schönes weißes Fell!
Kulleraugen und Hundeblick
und auch sein Halsband: Superschick.
Wer ist nun der Schönere von uns beiden?
Konkurrenz kann ich nicht leiden!
Darum schaute ich verdrossen
und giftig auf den Artgenossen.
Ob ich damit wohl was erreiche?
Jedenfalls tat er das Gleiche.
Von dem lass ich mich nicht beleidigen!
Ich beschloss, mein Revier zu verteidigen.
So legte ich die Ohren an
- mal sehen, ob er das auch kann.
Leute, es war fürchterlich!
Er machte alles grad wie ich.
Hinter mir, da hörte ich’s lachen
„Lina, was machst Du für Sachen?“
Probierte es mit Knurren und Keuchen
um den Kerl da zu verscheuchen
und zitterte am ganzen Leibe
„Lina, Du spiegelst Dich in der Scheibe!“
Nur weg von hier zu vertrauten Stimmen!
Nachher leg‘ ich mich an mit dem Schlimmen.
Doch was ich vom Sofa aus gesichtet:
Endlich ist er weg, geflüchtet!
Vertrieben hab‘ ich den üblen Schlawiner
- bis bald mal wieder, Eure Lina!
Foto: Claudia Cafulli
